Mittwoch, 31. August 2011

Zwischen Stolz und Frust

23 Jahre übe ich jetzt meinen Beruf aus. 23 Jahre lang habe ich gekämpft, gehofft, Kraft und Hirnschmalz investiert, Umzüge geplant und mitorganisiert, neue Kollegen und Chefs eingearbeitet, mich zum Affen gemacht … mich kaputt gemacht.

Nach 23 Jahren bei mir und 5 Jahren meiner Kollegin wurde uns nun gestern eröffnet, das man beschlossen hat, das sich unser derzeitiger Chef auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren hat und das man uns beide, die wir dort nicht hineinpassen, anderweitig umorganisieren würde. Wir würden also zum Jahreswechsel einer neuen Abteilung zugehörig werden, was ja kein Problem wäre da dies ja auch nicht genehmigungspflichtig seitens des Betriebsrates wäre. Also alles kein Problem.

Und es gäbe ja in der neuen Abteilung genügend Leute, die das was wir machen auch super könnten und das wir dann ja auch noch dort in das Gebäude ziehen könnten um die Bereiche zusammen zu legen. Ist zwar dann nicht mehr ein Produktionsbereich, sondern das wäre dann wahrscheinlich auf mehreren Ebenen, aber dann könnten die anderen ja auch mal miteinspringen wenn Not am Mann ist. Also alles kein Problem.

Soviel zum Gesäusel.
Nun die Fakten.

1. Umorganisation – ich nenne es Zurückrudern
Wir haben immer gesagt, dass wir in der jetzigen Abteilung eigentlich so das sind was man einen Fehlplanung nennt. Das ist nicht neues und aus Firmenpolitischer Sicht auch irgendwo nachvollziehbar.

2. Umzug – ich nennen es Frechheit
Der Bereich in dem wir jetzt sitzen wurde 2006/7 erst für schlappe 1,5 Mio. € neugebaut, soll aber jetzt geschliffen werden (Originalzitat!) zugunsten anderen Gruppen hier im Gebäude… die die Räumlichkeiten ja viel sinnvoller nutzen können.

3. Verteilt mehrere Ebenen
Sagen wir wie es ist … Treppensteigen wegen jeder Kleinigkeit, offen zugängliche Bereiche in denen sich jeder Equipment technisch bedienen kann wie er will und man keine Kontrolle mehr hat wo sich das Zeugs grade befindet und in welchem Zustand es dann wiederaufgefunden wird. Das Gebäude in das man uns stecken will ist berüchtigt genau dafür.

4. Einspringen, wenn Not am Mann ist
WTF … für unsre Arbeit hat man i.d.R eine Einarbeitungszeit von 18 Monaten. Wie bitte soll das funktionieren? Was will ich mit einem AnlernHiWi (oder gar mehreren) die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben und in die ich mehr Zeit und Nerven investieren muss als das ich selber zum Arbeiten komme?!

Auf genau diese Frage bekam ich gestern nun die Antwort. ICH bin der Bremsklotz, der vorurteilsbeladen ist und der nicht mitziehen will. ICH bin diejenige, die die Vorteile nicht sehen WILL, die sich aus der ganzen Sache ergeben.

Somit kommen wir zu den Stichworten Stolz und Frust.

Diese Aussagen, die gestern getroffen wurden haben mich in meinem Stolz tief verletzt. Ich habe 23 Jahre lang jeden Scheiß ertragen, mich krumm und buckelig gearbeitet und für was ??? Für einen Schlag ins Gesicht.

ICH bin nicht der Bremsklotz, als den ihr mich abstempeln wollt.

ICH bin diejenige, auf deren Rücken das Ganze dann ausgetragen werden wird weil das Konzept, was auf dem Papier so toll anmutet in der Realität nicht funktionieren kann und wird.

ICH bin diejenige, die für sich heute Nacht entschieden hat, dass sie diesen Limbo nicht tanzen wird. Die sich eine neue Stelle suchen wird und dann aus der Entfernung anschauen wird, wie die ganzen tollen Pläne definitiv den Bach runtergehen werden und die supitollen Alleskönner der neuen Abteilung die Karre mit Vollgas an die Wand fahren werden.

ICH bin diejenige, die die Flucht nach vorne antreten wird weil sie sich nicht für dumm verkaufen lassen wird.

Es gibt auch andere Stellen für eine hochqualifizierte, engagierte, kompetente Angestellte, die offen für neue Ideen ist und konventionelle Denkmuster hinterfragt.

Tanzt euren Niveaulimbo alleine . . . ohne mich . . .

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

My Blog. My Bedroom. My Rules.
Punkt.

Dieser Blog gehört zu mir, wie meine Fingernägel oder mein Arsch. Hier gibt es vernünftiges, verlässliches, vollkommenes, vielseitiges, verschlafenes, verträumtes, verfressenes, verheultes, verletztes, verführerisches, verrücktes, verliebtes, verpeiltes und manchmal einfach nur bunte Knete und Murmeln im Hirn . . .

Ich freue mich über jeden hinterlassenen Kommentar. Doch. Wirklich. Das zeigt mir, dass ich tatsächlich Leser habe. Kommentare dürfen auch gerne kritisch sein, sowohl hinsichtlich meines Getippsels, als auch meiner Person. Sie dürfen sich gerne auch konträr zu meiner persönlichen Meinung äußern.

ABER: Ich behalte mir mein höchsteigenes Recht vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, wenn ICH sie als beleidigend, verletzend oder politisch unkorrekt o.ä. empfinde. Wem das missfällt, dem steht es frei hier nicht mitzulesen und die Seite zu verlassen. Die Softwarenetwickler haben dafür eine Funktion vorgesehen, die sich oben rechts in der Ecke in Form eines weißen Kreuzes auf rotem Grund findet. Die Benutzung ist kostenlos.